Landesvater

Landesvater

Der Landesvater ist eine besonders feierliche Handlung, um unter Schirmherrschaft des Landesvaters das Burschenversprechen zu erneuern. Die Besonderheit der feierlichen Handlung besteht darin, dass die Teilnehmer paarweise ihre Mütze (also nicht das Tönnchen) auf einen mensurscharfen Schläger spießen und dazu die Erneuerungsworte singen. Hinter ihnen stehen auf Stühlen erhöht (wie auf einer alten Couleurkarte des Corps Teutonia Marburg trefflich dargestellt) zwei Chargen und assistieren. In der Mitte ergibt sich in etwa das Bild, wie auf einer Couleurkarte einer Burschenschaft dargestellt. Am Ende erhält jeder seine durchbohrte Mütze zurück, die dann häufig kunstvoll als Eichenlaub "gestopft" wird. In unserer Sängerschaft ist der Landesvater allerdings nicht üblich.


Landsmannschaften

Landsmannschaften sind die wohl älteste Organisationsform der Studenten. Das ist verständlich, weil es jahrhundertelang in Deutschland nur wenige Universitäten gab. Somit war es durchaus üblich in der Fremde zu studieren. Da es noch keine Stipendien gab, ging man zu den Bursen der einzelnen Landsmannschaften, um dort als Landeskind previligiert zu essen und zu wohnen. Alle Rivalitäten zwischen den einzelnen deutschen Ländern spiegelten sich natürlich auch im Alltag der Studenten wider. Mit der Gründung der allgemeinen Burschenschaft in Jena lösten sich die Landsmannschaften auf. Doch sehr bald begründeten sie sich wieder, weil sie entweder dem Burschenschaftsverbot entgehen wollten oder mit der Linie der Burschenschaften nicht einverstanden waren. Seit 1868 sind die Landsmannschaften in der Deutschen Landsmannschaft organisiert, seit 1951 im Coburger Convent organisiert. Der Fürst des kleinen liberalen Sachsen-Coburg-Gotha war Anhänger der Turnbewegung von Turnvater Jahn, einem bekannten Burschenschafter) und öffnete Coburg auch für die Landsmannschafter, so dass seit 1869 dort der Pfingstkongress stattfindet. Die Landsmannschaften sind bis heute Coburg treu geblieben.


Lebensbundprinzip

Jedes ordentliche Mitglied unserer Sängerschaft ist Mitglied bis an sein Lebensende, unabhängig von jeglicher änderung der persönlichen Verhältnisse. Die Mitgliedschaft endet nur bei schweren Verletzungen der Pflichten oder auf eigenen Wunsch mit einer allseits akzeptierten Begründung. Die Verletzung der Beitragspflichten führen durchaus nicht automatisch zur Beendigung der Mitgliedschaft. Im Gegenteil, häufig zeigen die Bundesbrüder auch auf diesem Gebiet besondere Solidarität.


Lebenslange Mitgliedschaft

100-jähriger AH Häßler 90-jähriger AH Thaden

Wir nehmen das Prinzip der lebenslangen Mitgliedschaft sehr ernst. Die ältesten Teilnehmer an unserem 150. Stiftungsfest waren die Bundesbrüder Prof. Dr. Hässler mit 101 Jahren und Finanzpräsident i.R. Thaden mit 98 Jahren. Wenn es die Gesundheit unserer ältesten erlaubt, halten wir soviel Kontakt wie möglich. Zunächst über den Rundbrief, dann über die Arionen-Filialen, die es vielfach gibt und schließlich durch vielfältige persönliche Kontakte. Ganz besonders bemühen wir uns, den Kontakt zu den Witwen unserer Bundesbrüder zu halten.


Leibbursch

Der junge Fux wählt sich in der Anfangsphase seiner Fuxenzeit einen Leibburschen aus. Diese Wahl wird durch den Konvent bestätigt. Von nun an vertritt der Leibbursch seinen Leibfuxen bei allen Angelegenheiten, bzw. Streitigkeiten in einer Art Pflichtanwaltschaft. Das ist von wesentlicher Bedeutung, weil sich ja der Fux auf dem Konvent nicht selbst vertreten kann. Er hat dort weder Stimm- noch Sitzrecht. Zum Zeichen der Bestätigung des Leibverhältnisses tauschen Leibbursch und Leibfux Zipfel aus.


Leibfamilie

Der junge Fux wählt sich den Leibburschen nicht zuletzt deshalb aus, weil er glaubt, dass die Freundschaft zu eben diesem Leibburschen lebenslang halten wird. Dieser Vorgang wiederholt von Generation zu Generation, so dass eine Kette von besonderen Freundschaften entsteht, die wir unter dem Begriff Leibfamilie kennen. Selbst bei noch so privaten Feiern ist die Leibfamilie normalerweise immer dabei. Leibfüxe desselben Leibburschen betrachten sich wie Brüder in einer richtigen Familie.


Leibfux

Nach der Bestätigung des Leibverhältnisses durch den Konvent wird aus dem Fux ein Leibfux. Während ein Bursch mehrere Leibfüxe haben kann, hat jeder Leibfux nur einen Leibburschen. Der Leibfux trifft allein die Wahl. Der Leibbursch nimmt nur in sehr gut begründeten Ausnahmefällen diese Wahl nicht an, z.B. weil er schon von einem anderen Fuxen im selben Semester ausgewählt wurde. Wen soll er im Streitfall zwischen beiden vertreten?


Leibverhältnis

Das Verhältnis zwischen Leibfux und Leibbursch bezeichnet man als Leibverhältnis. Das Leibverhältnis ist quasi unkündbar. Auch dann wenn der junge Aktive den Hochschulort wechselt, und damit einen Teil seine Aktivenzeit in einer anderen Sängerschaft absolviert, bleibt das Leibverhältnis bestehen. In der zweiten Sängerschaft benötigt der wechselnde Aktive aber wieder einen "Pflichtverteidiger". Hier wählt er sich einen neuen Leibburschen, der aber nun nur noch als Ehrenleibbursch bezeichnet wird. Auch Ehrenleibverhältnisse bedürfen der Genehmigung durch den Konvent.


Lerngruppen

In der richtigen Lerngruppe zu sein, ist das Geheimnis des Studienerfolgs an der modernen Massenuniversität. Lerngruppe sind keine offizielle Einrichtung der Universität. Sie formen sich quasi automatisch und zwar bereits im ersten Semester. Einzelgänger mögen das Studium gleichfalls erfolgreich abschließen, aber sie werden für immer isoliert bleiben. In der Lerngruppe löst man gemeinsam die Hausaufgaben und fragt sich gegenseitig ab. Starke Mitglieder einer Lerngruppe ziehen regelmäßig die schwächeren mit. Erfahrene Hochschullehrer bestätigen, dass eine der wesentlichen Ursache für einen Studienabbruch darin liegt, dass der betreffende Studierende als einziger aus seiner Lerngruppe irgendeinen Schein nicht geschafft hat. Im Vertrauen darauf, dass er diesen Schein bei der Wiederholungsklausur schafft, verbleibt dieser Studierende in seiner Lerngruppe. Dort versucht er oder sie nach wie vor mit dem Tempo der anderen mitzuhalten. Das geht häufig erst recht schief, weil der durchgefallene Studierende der anstehenden Wiederholungsklausur viel zu wenig Vorbereitungszeit widmet. So fehlt dann häufig im sechsten Semester immer noch gerade dieser Schein aus dem ersten oder zweiten Semester. Folglich kann das Vordiplom nicht geschrieben werden, und bald setzt auch noch das Stipendium aus. Spätestens jetzt ist der Kontakt zur Lerngruppe verloren. Die erfolgreichen haben schon lange ganz andere Interessen. Der erfolglose möchte verständlicherweise immer noch dazu gehören, wenn die anderen sich privat treffen. Aber durch den Zwang, den Lebensunterhalt selbst zu verdienen, fehlt es am Ende an der Zeit fürs Studium. Auch wenn der Studierende es nicht zugibt, das ist dann bereits das Ende des Studiums.

Wir geben dergleichen Erfahrungen an unseren jungen Bundesbrüder weiter. Wir stellen Räume für Lerngruppen zur Verfügung und unterstützen nach Kräften die Regelmäßigkeit der Studienerfolge. In manchen Korporationen ist es sogar so, dass Bundesbrüder, die ihren Schein nicht geschafft haben, so lange vom Aktivenbetrieb ausgeschlossen werden, bis sie diesen Schein gepackt haben. Das mag zwar momentan sehr unangenehm sein, hilft aber enorm. Als Alter Herr und erfolgreicher Akademiker mag mancher nicht mehr darauf angesprochen werden, aber er bleibt garantiert ein Leben lang ein treues Mitglied seines Bundes.


Mensur

Mensur

Die Mensur ist neben der Kneipe das zweite typisierende Element einer Korporationen. Es handelt sich um ein studentisches Duell mit scharfen Paukschlägern oder seltener Säbeln. Der Begriff "Mensur" bezeichnet ursprünglich nur das Abstandsmaß. Dafür ist es auch heute noch gebräuchlich, z.B. in der Chemie oder in der Küche für Standzylinder mit Volumeneinteilungen. Bei der Mensur - die auch (Pauk-)partie genannt wird - stehen sich die zwei Paukanten exakt auf der Distanzlänge ihrer Schläger gegenüber. Im Waffenring war vorher ein Gegenpaukant bestimmt worden, der in Körpergröße und technischen Fähigkeiten etwa gleich eingestuft wird. Die Partie folgt einem sehr genau festgelegter Reglement. Wie auf der Abbildung dargestellt, tragen die Paukanten zum Schutz wattierte Jacken mit Halskrausen, stabile Brillen und Handschuhe. Die Paukanten werden jeweils assistiert von einem Sekundanten. Der Unparteiische wacht über die Einhaltung des Komments. Anwesend sind außerdem je ein Schleppfux zur Reinigung der Klingen zwischen allen Gängen und zahlreiche Bundesbrüder, die den Paukkonvent stellen. Das Verlassen der Mensur wird als "Mucken" gewertet. Der Paukkonvent greift sofort ein und lässt nach Beratung die Partie abbrechen. Der Paukant muss nun nach dem allgemein gültigen Komment, diese Partie wiederholen - man nennt es eine Reinigung schlagen. Wird ein Paukant scharf getroffen, kann der Paukkonvent auf Schmiss abführen lassen. Die Partie ist damit gültig beendet.

Unsere Sängerschaft stellt ihren Mitgliedern das Schlagen von Mensuren frei. Allerdings verpflichten wir unsere Aktiven dazu, die entsprechenden Techniken einzuüben. Die werden genauso wie Vokabeln "gepaukt". Ist man eingepaukt und traut sich eine Partie zu, tritt man heraus, um auf die Farben unserer Sängerschaft unter dem Waffenschutz einer befreundeten Verbindung die Partie zu absolvieren.


Mitglieder

Mitglieder unserer Sängerschaft sind alle ordentlichen Mitglieder der Aktivitas und der Altherrenschaft, sowie alle Konkneipanten und Ehrenmitglieder. Beitrag zahlen die Alten Herren, aktive und inaktive Burschen. Nur sie haben Stimmrecht auf den Konventen. Füxe, Konkneipanten und Ehrenmitglieder sind beitragsfrei. Die Witwen unserer Bundesbrüder sind häufig fördernde Mitglieder. Ihnen sei an dieser Stelle für die teilweise beachtlichen Spenden noch einmal herzlich gedankt.


Mitgliedschaft

Die Mitgliedschaft in unserer Sängerschaft beruht auf dem bundesbrüderlichen Ehrenwort. Schriftliche Anträge, wie in eingetragenen Vereinen vorgeschrieben kennen wir nicht. Die Mitgliedschaft ist grundsätzlich lebenslang. In aller Regel wird ein junger Student Mitglied durch seine Aktivmeldung und die Verleihung des Bandes. Ein Fux wird innerhalb vier Wochen rezipiert und wird ordentliches Mitglied mit der Burschung. Ein aktiver Bursch aus einer anderen Sängerschaft wird direkt aufgenommen. Erst beim übertritt in den Altherrenverband seiner Ursängerschaft stellt er den Antrag auf lebenslange Mitgliedschaft in unserer Sängerschaft oder gibt das Band zurück.


Mütze

Muetze

Die studentische Mütze ist ein Symbol der Freiheit. Bis in das 19. Jahrhundert hinein durften nur freie Bürger einen Hut tragen! Ein farbiger Hut der Studenten war Symbol und Erkennungszeichen für seine Herkunft. Unter dem Hut des Landesherrn war man frei und geschützt zugleich. Den Hut setzte man nur ab, wenn es gefordert wurde. So gibt es Bilder aus dem weltweit ersten Chemiepraktikumssaal
http://www.liebig-museum.de/
bei Justus Liebig in Gießen, bei dem die Studenten noch 1840 ihre Versuche in Hut und Mantel ausführten. Kein Wunder also, dass sich daraus die heute üblichen, farbigen Studentenmützen entwickelten. In ihrer Form und ihrem Material sind sie allerhand Modestömungen unterworfen. Der abgeknickte hohe Hut wird zum Stürmer, die Schirmmütze kann tellergroßes Biedermeierformat oder ein ganz kleines Hinterkopfcouleur sei. In unserer Sängerschaft tragen wir eine Schirmmütze aus weinrotem Samt mit dem Königsberger Alberten. Nur der Fuxmajor trägt die höher geschnittene weiße Schirmmütze der Sängerschaft Altpreussen Königsberg.


Nadeln

Die Nadeln in der Sprache der Waffenstudenten sind die Stiche, die der Paukarzt benötigt, um nach einer Abfuhr auf Schmiss die Wunde zu vernähen. übrigens, das geschieht ohne Betäubung. Je mehr Nadeln, desto ... Heute sind die Schmisse mit den vielen Nadeln meist sehr schnell wieder vom Haupthaar versteckt; doch wehe wenn die Glatze kommt.


Ortsvereinigungen Alter Sängerschafter

Nach dem Studium zersteuben sich die Bundesbrüder in alle Himmelsrichtungen. An ihrem neuen Wohnort haben sie im Rahmen der sog. Ortsvereinigungen Gelegenheit, sich mit Bundes- und Verbandsbrüdern zu treffen. Gerade am Anfang kann das ein unschätzbarer Vorteil sein, wenn man sich nicht alles Insiderwissen selbst aneignen muss. Manche Ortsvereinigung ist besonders rührig und kaum von einer aktiven Korporation zu unterscheiden, andere führen eher ein Schattendasein. Seit vielen Jahrzehnten ist die OAS Lübeck die wohl beste Ortsvereinigung. Die allmonatlichen Treffen in der Schiffergesellschaft, die Schülerkneipen am selben Ort, und nicht zuletzt der Ball zwischen den Jahren in der Gemeinnützigen, das waren und sind vorbildhafte Veranstaltungen. Die OAS Ostfriesland organisiert alljährlich ein Bosseln (Straßenkegeln) zu dem bis zu 80 Bundes- und Verbandsbrüder anreisen. Arion-Altpreussen war bisher immer gut vertreten.


© Manfred Kröger