Das Couleurband - kurz Band genannt - ist das wichtigste äußere Zeichen für die Zugehörigkeit zu unserer Sängerschaft. Damit gehören wir zu den sogenannten farbentragenden Studentenverbindungen (Couleurstudenten). An jeder Universität gibt es dieselbe Couleur, also dieselben Farben nur einmal, so dass das Couleurband ein unverwechselbares Erkennungszeichen ist. Das Band wird nicht nur bei allen Bundesveranstaltungen getragen, sondern stets auch wenn mehr als zwei Bundesbrüder zusammenkommen. Siehe auch Burschenband, Couleur, Farben.
Ein Couleurband wird um die Schulter geworfen und mit einem Knopf geschlossen. Diese Knöpfe sind ein beliebtes Schmuckelement, die aus den verschiedensten Materialien gefertigt sein können, z.B. aus Porzellan oder Metall. Manchmal ist nur der Zirkel abgebildet. Häufig sind die Bundesfarben eingearbeitet und am Rand eine Widmung eingraviert. Ein Bandknopf ist nämlich ein beliebtes Geschenk für Bundesbrüder.
Wir haben zumeist zwei Bandknöpfe, einen Arionenknopf und einen Altpreußenknopf, weil wir ja auch zwei Bänder tragen. Sie sind als Beispiel für die heute gebräuchlichen Knöpfe links abgebildet. Der historische Wappenknopf stammt aus der Göttinger Burschenschaft Brunsviga von 1924. Der Zirkelknopf von der Landsmannscahft Vitebergia Halle (vor 1934).
Es gibt Sammler, die sich auf derartige Bandknöpfe spezialisiert haben und bereit sind, hohe Preise für historische und künstlerisch gestaltete Knöpfe zahlen.
Nur die wenigsten Alten Herren wohnen nach dem Studium im Hochschulort, an den sie natürlich stets gern zurückkehren. Umgekehrt besucht die Aktivitas ihre Alte Herren. Regelmäßig z.B. auf dem Weg zu Veranstaltungen wie zu Sängerschaftertagen oder Besuchen bei anderen Sängerschaften. Häufig auch, weil ein besonderer Geburtstag gefeiert wird. Diese Besuche haben ihre Tradition schon seit den frühesten Jahren, als der Schülergesangverein Arion begann, das Elternhaus einzelner Bundesbrüder "heimzusuchen". Wie in anderen Bereichen kann sich Freundschaft nur entwickeln, wenn man sich kennt. Dazu gehört auch das häusliche und berufliche Umfeld der Bundesbrüder, ganz besonders wenn es sich um Freundschaften über die Generationsgrenzen hinweg handelt. So ergibt sich quasi automatisch ein Bildungsangebot ganz besonderer Art. Wann hat ein junger Student sonst schon einmal die Gelegenheit hinter die Kulissen seiner eigenen oder einer fremden Berufswelt zu schauen. Der besonders wichtige Einfluss des privaten, häuslichen Ambientes, lässt sich auch daran erkennen, dass bei uns häufig die Brüder, Söhne oder Enkel unserer Bundesbrüder aktiv werden. Unvergessen sind in diesem Zusammenhang die Weihnachstsfeiern bei den Alten Herren Bretschneider in Leipzig oder Petersilie in Hamburg, die jeweils ihre Arztpraxen ausräumten, um mit den Aktiven und den teilweise von weit angereisten Bundesbrüdern und ihren Familien zu feiern. Aktuell gibt es seit vielen Jahren das Sommerfest in der HighTec Schmiede unseres AH Brunk in Wöllmarshausen. Fußballspiel, Swimmingpool und Gyros haben schon manchen Gast davon überzeugt, dass wir nicht nur unsere Chorproben ernstnehmen.
Bei manchen äußerst beliebt, bei anderen eher seltener durchgeführt: Das Um-die-Wette-Biertrinken, bei uns Biermensur genannt. Zunächst wird ein Bierjunge ausgerufen, dann ein bierehrlicher Unparteiischer gesucht, und schließlich wird unter den kritischen Blicken der Anwesenden auf das Kommando: "Vom Boden an den Hoden, vom Hoden an den Nabel, vom Nabel an den Schnabel, Sauft's!" das Bier in einem Zug ausgetrunken. Sie können sich heutzutage sogar interaktiv in dem Schlagen einer Biermensur üben. Es wäre gelogen, wenn wir behaupten würden, dass in unserer Sängerschaft nicht auch die eine oder andere Biermensur geschlagen wird. Typisch deutsches Männlichkeitsattribut sagen die einen, "lass sie doch" die anderen, nämlich die von der Toleranzfraktion. Die gesteigerte Form dieser Mensur - wie z.B. ein regelmäßiges Staffeltrinken - als letztendlich einziges Gemeinschaftserlebnis überlassen wir aber lieber anderen. Schließlich haben zahlreiche Vorurteile gegen Studentverbindungen hier eine ihrer Ursachen. Kommen Sie einmal zu uns und überzeugen Sie sich selbst vom Gegenteil.
Der Name Bullerjahn steht bis 1965 für das große Göttinger Korporiertentreffen jeden Freitagabend im Rathskeller. Zumeist um Mitternacht wurden die überkommenen Spottlieder auf den ehemaligen Göttinger Kapellmeister Rudolph Bullerjahn (1956-1911) angestimmt. Obwohl Bullerjahn nur von 1886 bis 1891 in Göttingen tätig war, blieben die Lieder auf ihn in bester Erinnerung. Die Lieder vom "schönen Meyer", "He, wo ist der Bullerjahn?", "Herr Direktor Bullerjahn ist da" oder "Willst Du mit zum Deutschen Garten" waren jahrzehntelang Ohrwürmer der Göttinger Korporationsstudenten. Eine Tradition, die es sonst nirgends gab. Schade, dass diese einmalige Atmosphäre, von der heute noch viel ehemalige Göttinger schwärmen, verloren gegangen ist, weil die Veranstaltung allzu häufig mißbraucht wurde, um Gegner für eine Partie zu finden. Schließlich gab man den Bullerjahn auf. Wiederbelebungsversuche in den siebziger Jahren waren nicht mehr erfolgreich.
Bundesabende sind zwanglose Zusammenkünfte der aktiven Sängerschaft. Die Termine sind festgelegt, um vorallem Gästen zu erkennen zu geben, dass sie an diesem Abend auf dem Arionenhaus willkommen sind. Zur Zeit werden die Bundesabende vornehmlich am neuen Billardtisch verbracht. Aber auschließlich abhängig von Lust und Laune der gerade Anwesenden können alle möglichen anderen geselligen Aktivitäten stattfinden, incl. Tischfußball, Kartenspielen oder einfach dem gemeinsamen Genuss eines Fernsehprogramms. Zwanglose Gespräche und ein Bier oder auch zwei an der Theke gehören quasi immer zum Bundesabend.
Alle Mitglieder unserer Sängerschaft sind Bundesbrüder. Das beginnt mit dem jungen Studenten, der als Fux eintritt, und endet mit dem Status des Alten Herren. Daneben kennen wir den Status des Konkneipanten. Sie zählen zwar auch zu den Bundesbrüdern, haben aber erheblich weniger Rechte verbunden mit deutlich weniger Pflichten.
Bundesbruder bleibt man sein Leben lang. Unter Bundesbrüdern ist das bundesbrüderliche Du gebräuchlich, auch wenn man sich vorher noch nie begegnet ist, und auch wenn der Alterunterschied mehr als achtzig Jahre zählt. Merke: Unsere Bundesbrüder werden offenbar besonders alt.
Die wohl wichtigste Grundlage unserer Sängerschaft ist das "bundesbrüderliche Ehrenwort". Basierend auf dem Burscheneid, der Sängerschaft lebenslang die Treue zu halten, gewährt die Gemeinschaft vor allem ihren studentischen Mitgliedern (der Aktivitas) zahlreiche, auch finanzielle Vorteile, indem z.B. eine Zeitlang ein besonders preiswertes Zimmer und die Einrichtungen des Hauses zur Verfügung gestellt werden. Dieses geschieht in dem Vertrauen darauf, dass später durch den Beitrag als Alter Herr ein Ausgleich geschaffen wird. Wir nennen das Generationenvertrag, der allein auf diesem Ehrenwort beruht. Wir üben dieses Prinzip seit mehr als 150 Jahren aus.
Das Ehrenwort für das gesamte Leben. Alle übernommenen Verpflichtungen werden eingehalten. Und in Not geratene Bundesbrüder können stets auf die Hilfe ihrer Bundesbrüder zählen. Das geschieht in der Regel so lautlos, dass selbst die meisten anderen Bundesbrüder nichts davon erfahren. Es mag altmodisch oder nicht mehr cool sein, Vertrauen in seine Mitmenschen zu investieren; wir sind damit gut gefahren und tun es weiterhin.
Die bundesbrüderliche Gemeinschaft umfasst in erster Linie die Bundesbrüder. Wir verstehen aber darunter auch die Familien unserer Bundesbrüder. Als eine lebenslange Gemeinschaft gehören eben auch Ehefrauen, Kinder, Eltern oder alle anderen Sozialpartner dazu. Wir bemühen uns nach Kräften, den Kontakt auch zu den Witwen unserer verstorbenen Bundesbrüder zu pflegen. Kein Wunder also, dass viele Bundesbrüder miteinander verwandt oder wenigstens die Paten der Kinder ihrer Bundesbrüder sind.
Die Originalfahnen unserer Ursprungssängerschaften Arion-Leipzig und Altpreussen-Königsberg sind in den Wirren des Krieges verloren gegangen. Deshalb haben wir seit dem 125. Stiftungsfest eine moderne Fahne, die jeweils auf Vorder- und Rückseite eine der Farben der beiden Sängerschaften trägt. Bei hochoffiziellen Anlässen tragen die Chargierten die Bundesfahne beim Einzug in den Festsaal.
Das Bundesleben ist ein Sammelbegriff für das Zusammenleben der bundesbrüderlichen Gemeinschaft. Naturgemäß findet das Bundesleben besonders intensiv in Göttingen auf dem Haus unserer Sängerschaft statt. Aber dazu gehören auch alle anderen Anlässe, bei denen sich die Bundesbrüder treffen. Mögen es private Anlässe sein oder auch die Stammtische der Arionenfilialen in Leipzig, Nürnberg, Hamburg, Hannover oder Osnabrück. Auch in der Verbotszeit nach 1935 fand Bundesleben statt, sogar in der ehemaligen DDR, wie es zahlreiche Quellen belegen.
Das Bundeslied ist die Nationalhymne der Sängerschaft. Es wird besonders bei feierlichen Anlässen gesungen. Die Bundesbrüder nehmen dazu ihre Mütze ab und singen das Lied im Stehen. Bei der Wiedergründung 1952 in Göttingen löste das Lied "Brüder reicht die Hand zum Bunde" das alte Bundeslied "Neuer Frühling ist gekommen" ab.
Der Begriff Bursch ist umgangssprachlich zum Synonym für "junger Mann" geworden. Seine Wurzel hat der Begriff aber tatsächlich von den studentischen Bewohnern einer akademischen Burse, wie wir sie heute noch in Tübingen oder Göttingen als Studentenwohnheim finden. Der Begriff selbst sit abgeleitet von dem dem lat. bursa = Geldbörse; also die Bewohner eines Studentenheims, die aus derselbe Börse gespeist wurde - also einem Vorläufer der heutigen Stpendien.
In den studentischen Verbindungen ist der Bursch der Begriff für die "aktiven Bundesbrüder", also diejenigen, die während ihres Studiums das Bundesleben maßgeblich gestalten und Verantwortung für Nachwuchs und Hauspflege tragen. Nach der meist einjährigen Probephase als "Fux" erfolgt nach der Burschenprüfung die feierliche Aufnahme in den Lebensbund, die Burschung unter Ablegung des Burscheneides. Nach vier Semestern (häufig auch später) erfolgt die Befreiung von der Anwesenheitspflicht bei allen Veranstaltungen, so dass sich der inaktive Bursch (kurz der Inaktive) verstärkt dem Abschluss seines Studiums widmen kann.
Wir unterscheiden zwischen Burschenband (Weinrot-Moosgrün-Gold; Schwarz-Weiß-Rot) und Fuxenband (nur Weinrot-Moosgrün). Nach der bestandenen Burschenprüfung und nach dem Burscheneid erhält der Jungbursche die zwei Burschenbänder als äußeres Zeichen für die vollberechtigte Mitgliedschaft in unserer Sängerschaft. Diese Bänder behält er nun sein Leben lang. Am Ende werden sie ihm mit in das Grab gelegt. Die Burschenbänder sind schließlich auch das äußere Zeichen dafür, die Sängerschaft nach außen repräsentieren zu dürfen (vgl. Couleurbesuche)
Nach bestandener Burschenprüfung legt der Jungbursche feierlich den Burscheneid ab. Er verspricht, der Sängerschaft die lebenslange Treue in guten wie in bösen Tagen. Der Burscheneid gilt also auch für den Status des Alten Herren. Ein Verstoß gegen den Burscheneid geht mit dem Entzug aller bundesbrüderlichen Privilegien einher. Der Burscheneid entspricht dem bundesbrüderlichen Ehrenwort und ist die Basis für alle bundesbrüderlichen Beziehungen. Das gilt vor allem für den Generationenvertrag, wenn eine Unterstützung während des Studiums gewährt wird, die dann aus der verbesserten finanziellen Situation des Akademikers an die nachfolgende Generation junger Bundesbrüder weitergegeben wird.
Vor der endgültigen Aufnahme hat der junge Bundesbruder die Burschenprüfung abzulegen. Er wurde in der zwei Semester lang in verschiedenen Fuxenstunden in die Sitten und Gebräuche, in die Traditionen und ihren Ursprung, sowie in den Bier- und Konventskomment eingewiesen. In der Burschenprüfung gilt es nicht nur Spezialwissen über die verschiedenen Korporationen nachzuweisen, häufig werden auch Fragen nach dem Allgemeinwissen gestellt, die für die wirtschaftliche Führung eines Vereins bzw. Bewirtschaftung einer Immobilie von Bedeutung sind. Ein Beispiel: Mit dem Briefversand per Drucksache kann man zwar Porto sparen, aber keine Ladungstermine einhalten. Das lernt bei uns auch jeder Naturwissenschaftler.
In der Universität des achtzehnten Jahrhunderts organisierten sich die Studenten nach Ihrer Herkunft in Landsmannschaften. Daneben waren auch einige Orden bekannt. Nach der Auflösung des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation durch Napoleon im Jahre 1806, gab es nur noch deutsche Nationalstaaten, mit der Folge, dass die Jugend - besonders die Studenten - nach dem Sieg über Napoleon 1813 schnell zum Sprachrohr für eine Wiederherstellung des Deutschen Reiches wurden. In Jena - einer besonders liberalen Universität des Kleinststaates Sachsen-Weimar-Eisenach - formulierten die Studenten ihre Forderungen zuerst. Sie lösten alle Landsmannschaften auf und vereinigten sich zu einer gemeinsamen Burschenschaft. 80% der damals ca. 580 Jenaer Studenten traten dieser Burschenschaft bei. Nach heutigen Begriffen also dem ASTA. Anläßlich der 300 Jahr-Feier der Reformation und anläßlich der 4-Jahres-Feier des Sieges über Napoleon zogen die Jenaer Studenten im Oktober 1817 zur Wartburg - die ja zum selben Kleinstaat gehörte. Zu diesem Fest wurden alle Burschenschaften der anderen lutherischen Universitäten eingeladen. Hier wurde erstmals die Fahne der Burschenschaft mitgeführt. Aus ihr ging schließlich die heutige Schwarz-Rot-Goldene Fahne hervor, die anläßlich des Hambacher Festes von 1832 von den Vorreitern der Demokratiebewegung mitgeführt wurde.
Die Jenaer Burschenschaft spaltete sich in drei Urburschenschaften auf. Sie wandelten sich zu Korporationen, wie sie auch heute noch unter dem Dach der Deutschen Burschenschaft bestehen. Als einziger Korporationsverband verpflichtet die Deutsche Burschenschaft seine Mitglieder zur politischen Betätigung. Wegen dieser Verpflichtung gerät die Deutschen Burschenschaft in eine zunehmende Isolierung. Mehrere Abspaltungen und die Aufnahme von weiblichen Studierenden scheinen den Einfluss der Deutschen Burschenschaft geschwächt zu haben.
Ausgehend von den Forderungen der Jenaer Studenten, die sich zu einer allgemeinen Burschenschaft zusammengeschlossen hatten, entwickelte sich zuerst an den deutschen Universitäten eine Bewegung zur Wiederherstellung des Deutschen Reiches. Diese politischen Forderungen widersprachen den Interessen der gerade erst souverän gewordenen deutschen Kleinstaaten, so dass die Burschenschaften schon sehr schnell wieder verboten wurden. Man organisierte sich wieder in kleinen Gruppen. Der allgemeine Anspruch, ein Sprachrohr aller Studenten zu sein, ging verloren. Die politischen Ziele der ersten Burschenschaften ließen sich aber schließlich verwirklichen. 1883 traf man sich noch einaml auf dem Jenaer Marktplatz (siehe Bild), um die Einweihung des Burschenschafterdenkmals vor der Universitätshauptgebäude zu feiern. Die heutigen Burschenschaften führen sich zwar auf die alte Burschenschaftsbewegung zurück, haben aber damit nur noch den Namen gemein, weil sie schon lange nicht mehr für alle Studenten sprechen können.